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Das Gewichtsgewissen

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Man nehme – gutes Wetter, eine tolle Location, die verschiedene Touren-Optionen bereit hält, einen reservierten Hütten-Schlafplatz und fertig ist die Mehrtagestour, oder? Nicht ganz, denn das Wichtigste fehlt noch: Die Ausrüstung!

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Karo’s Rucksack

Frau, und ich bin da keine Ausnahme, hat bekanntlich ein Taschenproblem – je größer das Exemplar, desto mehr Utensilien müssen mit. Ob sie nun notwendig sind oder nicht. Kann ja immer mal sein, dass man den Strickpulli braucht. Die 30 Grad im Schatten können schließlich ungeplant in den Keller fallen. Ein Knirps kann auch nicht schaden, ganz zu schweigen vom Ersatzschlüssel, Make-up-Auffrischer und alles andere, was Frau halt so braucht. Das ist beim Trekking-Rucksack nicht anders, zum Glück hatte ich bereits beim Kauf meines neuen Deuter Rucksacks mein Gewichtsgewissen mit. Diese Art von Gewissen ist männlich, geht keine Kompromisse beim Reisegepäck ein und kommt dementsprechend mit einer 32-Liter Backpack-Ausführung übers Wochenende. Bei mir übernimmt Alex diesen Part. Letztlich gebe ich mein Geld für einen 38iger Deuter  Rucksack aus. So ohne Inhalt wirkt er ja auch ganz geräumig. Das war schon mal gar nicht so schwer.

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Alex’ Rucksack

Die Stunde der Wahrheit, jetzt wird gepackt und zwar für eine Drei-Tagestour: vier Paar Socken, Schlafzeug, Hüttenschuhe, neuer Schlafsack. Moment mal, der nimmt ja schon das ganze untere Fach in Anspruch. In mir keimen Zweifel auf, hätte ich doch lieber den 45iger Rucksack nehmen sollen? Ändern kann ichs nicht mehr, daher fülle ich meinen Rucksack erst einmal unbeirrt weiter. Statt der geplanten fünf Shirts nehme ich nur drei mit, wenn das kein vorausschauendes Packen ist. Weiter geht’s: Wechselhose, Hüttenoutfit, Hüttensocken, Softshell, Windbreaker, Fleece, Ersatzfleece (falls das andere nass oder bekleckert ist), Regencape und Regenhose. Warum steht Alex’ Rucksack eigentlich schon fertig und wanderbereit vor der Tür? Durch sein „Nimm nicht wieder zuviel mit“ lasse ich mich nicht irritieren, denn jetzt wird’s spannend: Kosmetika. Mein brandneuer VAUDE Wrapper Kulturbeutel ist durch seine vielen Zwischenfächern sehr praktisch – hier kann ich alle meine Fläschchen verstauen. Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 20, Shampoo, Duschgel, Bodylotion, Tagescreme, Handcreme – nein lieber Wanderer, man kann sich nicht nur eine Creme für alles mitnehmen, das gibt es gar nicht. Gesichtswasser, Abschminkzeug, Mascara – ja, ein bisserl Farbe möchte doch auch am Berg sein. Das ist sehr wohl gewichtssparend, immerhin wähle eigens für Reisen vorgesehene Mini-Fläschchen. Sehr clever. Alex rät mir, meinen knallroten Kulturbeutel doch zu Haus zu lassen und das Kopffach für mein Duschkram zu nutzen. Ähm – erstens ist mein Kulturbeutel neu und zweitens, wie soll das bitte alles ins Kopffach passen? Aber meines ist auch kleiner als das von Alex, denk ich mir. Kann er ja nicht wissen.

Wieviel passt eigentlich in meinen Rucksack?

Nachdem alles verstaut ist, bin ich richtig stolz auf mich, mein künftiges Schneckenhaus geht sogar noch zu. Hey, dann passt ja doch noch meine lilafarbene Sweatjacke rein, nur für alle Fälle, man weiß ja nie. Ich schultere auf, naja, federleicht ist etwas anderes. Aber wir wollen ja Sport machen, meine Rückenmuskeln sollen mal wieder zeigen, was sie können. Kaum übertöne ich mein von der ungewohnten Last verzerrtes Gesicht mit einem Lächeln, um meinem Gewichtsgewissen das gepackte Wunderwerk zu präsentieren, meint er noch: Ich soll doch an die Stirnlampe denken und Proviant und die Trinkblase müssen dann auch noch mit. Die Stirnlampe hätte ich tatsächlich fast vergessen, kein Problem, die passt noch ins Seitenfach. Proviant? Ich hab keinen Hunger! Die Trinkblase kann man doch draußen irgendwie anbringen, oder? Nach mehrmaligen verzweifelten Versuchen muss ich aufgeben, mein lilafarbener Sweater gibt seinen Fahrschein wieder ab und wandert zurück in den Schrank. Müsliriegel bekomme ich noch ins zweite Seitenfach gequetscht. Dann gibt’s auf dem Gipfel eben Powerbrösel statt -riegel. Aber Deuter hat offensichtlich derartige Packumstände eingeplant: Dank verstellbarer Riemen und elastischem Deckel geht dann doch alles rein. Mein Rucksack sieht aus, als würde er spätestens beim ersten Gipfel platzen. Aber spätestens dann trinke ich etwas und esse die Powerbrösel, das schafft dann wieder Platz.

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Fertig gepackt: Wer hat nun mehr dabei?

Eigentlich ist der Vergleich ein typisch männliches Phänomen, aber wir wollen es wissen: Welches Trekkinggepäck ist leichter? Alex´ Deuter bringt stolze 10 kg auf die Waage. Doch schwerer als er aussieht. Jetzt meiner. Ich tippe auf 9 kg. Okay, leicht verschätzt, er wiegt etwas über 12 kg. Das macht einfach das höhere Eigengewicht des Rucksacks und mein schwerer Schlafsack. Ansonsten wären wir nämlich gleich auf! Denke ich zumindest.

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